Nachhaltig reisen- wie wir wirklich Gutes tun können



Reisen bereichert unser Leben: neue Kulturen entdecken, fremde Landschaften sehen, Abstand vom Alltag gewinnen. Aber Reisen hat auch Schattenseiten: Umweltbelastung durch Flug-Emissionen, Ressourcen-Verbrauch in Touristenzielen, und soziale Einflüsse auf die lokale Bevölkerung. “Nachhaltiges Reisen” heißt: bewusst und achtsam unterwegs sein – für Klima, Umwelt, Menschen und Kultur. In diesem Blogartikel schauen wir, worauf man achten sollte und wie auch das Fliegen grüner sein kann. Plus: spannende Projekte, die schon heute an nachhaltigen Lösungen arbeiten.

Worauf sollte man beim nachhaltigen Reisen achten?

Der Weg zu nachhaltigerem Reisen besteht aus vielen kleinen und großen Entscheidungen. Hier sind zentrale Faktoren und Tipps:


Verkehrsmittelwahl & Route planen

  • Wenn möglich: statt Flugzeug Bahn, Bus oder Mitfahr-Gelegenheiten nutzen. Kurze Strecken meiden oder durch Zugverbindungen ersetzen.
  • Direktflüge statt Zwischenstopps, um zusätzliche Landungen und Starts zu vermeiden.
  • Vor Ort: Öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradverleih, zu Fuß gehen – das reduziert Emissionen deutlich.

Unterkunft & Infrastruktur vor Ort

  • Hotels, Pensionen oder Unterkünfte wählen, die umweltfreundliche Maßnahmen ergreifen: Energiesparlampen, Solarpanels, Regenwasser-Nutzung, Recycling, lokale Materialien.
  • Kleinere Betriebe unterstützen, die Einkommen und Jobs vor Ort schaffen.
  • Aufenthalt verlängern, statt viele kurze Reisen – hilft, den ökologischen Fußabdruck pro Urlaub zu senken.

Verhalten & Konsum

  • Mitbringsel und Souvenirs bewusst aussuchen – bevorzugt lokal, handgefertigt, wenig Verpackung.
  • Plastik vermeiden: Wiederverwendbare Wasserflaschen, Taschen, Besteck, Toilettenartikel.
  • Wertschätzung der Natur und Kultur: kein Müll in der Umwelt, Tiere nicht stören, Anliegen der Einheimischen respektieren.

Ernährung & lokale Wirtschaft

  • Lokale Küche probieren – oft mit Zutaten aus der Region.
  • Weniger Fleisch und Milchprodukte, mehr pflanzliche Gerichte – reduziert den CO₂-Fußabdruck der Mahlzeiten.
  • Regionale Anbieter (Marktstände, kleine Restaurants) unterstützen statt großer, internationaler Ketten.


Kompensation & Umweltbildung

  • Für unvermeidbare Emissionen Kompensation in geprüfte Projekte wie Aufforstung, Renaturierung etc.
  • Informieren: Transparenz über CO₂-Emissionen, Umweltstandards von Anbietern, nachhaltige Labels.
  • Sensibilisieren: Eigene Reiseerfahrungen teilen, Bewusstsein fördern – Reisen verändert nicht nur uns, sondern oft auch die Orte, die wir besuchen.



Wie kann man nachhaltiger fliegen?


Fliegen gilt als einer der größten Einzelbeiträge zum persönlichen CO₂-Ausstoß. Dennoch gibt es Wege, wie dieser Bereich nachhaltiger werden kann – sowohl durch persönliche Entscheidungen als auch durch technologische Entwicklungen und Projekte.

Persönliche Maßnahmen

  • Wahl der Airline & des Flugzeugs: Manche Fluggesellschaften sind weiter in Richtung Nachhaltigkeit als andere (modernere Flugzeuge, effizientere Routen, bessere Auslastung).
  • SAF (Sustainable Aviation Fuel): Wenn verfügbar, auf Flüge setzen, die SAF verwenden oder Angebote, die SAF-Anteil haben.
  • Offsets & Kompensation: Emissionsausgleich über Projekte – idealerweise lokal, glaubhaft und transparent.
  • Flugzeiten & Verbindungswahl optimieren: Direktflüge, wenig Umsteigen, Tageszeiten mit günstigen Windverhältnissen etc.
  • Weniger, dafür bewusster fliegen: z. B. längere Reisen statt viele Kurztrips.

Technologische Innovationen & Forschungsprojekte

Hier wird es besonders spannend – verschiedene Initiativen weltweit arbeiten daran, Fliegen emissionsärmer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten:


Clean Aviation / Clean Sky EU-Projekte

  • Ziel: Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge effizienter gestalten, Hybrid- und Wasserstoffantriebe fördern.
  • Beispiel: das Projekt UP WING, das neuartige Flugzeugflügel-Konzepte untersucht, um den Kraftstoffverbrauch zu senken.


Airbus-Initiativen zu SAF und nicht-CO₂-Emissionen

  • Projekte wie VOLCAN und ECLIF3 untersuchen, wie reine nachhaltige Flugkraftstoffe (oder deren Mischungen) die Emissionen bzw. Nebeneffekte wie Kondensstreifen beeinflussen.
  • Ebenso wird erforscht, wie nicht-CO₂ Emissionen gemessen und reduziert werden können.


Hybrid-, Elektro- und Wasserstofftechnologien

  • Zum Beispiel das Faradair BEHA-Projekt (Bio-Electric-Hybrid Aircraft) in Großbritannien: ein Hybridflugzeug kleineren Typs (ca. 18 Sitze), das verschiedene alternative Energien kombiniert.
  • Forschung an thermischem Management, leichteren Materialien und neuen Antriebsarchitekturen.


Flugzeugdesigns, die den Luftwiderstand reduzieren

  • Blended Wing Body-Konzepte (z. B. JetZero in Partnerschaft mit Airlines) versprechen, durch eine Verschmelzung von Rumpf und Tragflächen erheblich Kraftstoff einzusparen und das Flugzeug effizienter zu machen.
  • Der Demonstrator MAVERIC von Airbus untersucht bereits, wie sich ein fliegender Flügel bzw. teilsymmetrisches Design auf Verbrauch und Emissionen auswirkt.


Projekt REIVON – Optimierung von Netzwerk und Flugplandichte

  • Untersucht, wie durch bessere Planung von Strecken, Flugzeuggröße und Flughäufigkeit CO₂-Emissionen reduziert werden können.




Grüne Hotels


Wenn man ein wirklich nachhaltiges Hotel finden will, gibt es eine Reihe guter Kriterien & Warnzeichen – also wie man seriöse nachhaltige Unterkünfte erkennt und worauf man beim Vergleichen und Entscheiden achten sollte. Ich teile auch bewährte Siegel & Zertifikate, typische Fallstricke (Greenwashing) und konkrete Tipps, damit man sicherer buchen kann.

Siegel / Zertifizierung Was geprüft wird / worauf es ankommt
GreenSign (Hotel) Mehr als 100 Kriterien, in ökologischen, sozialen & wirtschaftlichen Dimensionen. Themen wie Energie & Wasser, Abfallmanagement, Arbeitsbedingungen etc. sind geprüft.
Green Key Global Umweltmanagement, eingebundene Gäste, nachhaltiger Einkauf, Energie- und Wasserverbrauch; Hotels werden mit 1-5 „Schlüsseln“ bewertet.
DGNB (Deutschland) Bauten & Betrieb: Neubauten, Bestehende Bauten, Renovierung. Schwerpunkt auch Qualität, Standort, Komfort, Ökologie.
EU Ecolabel In Europa eines der etabliertesten Umweltsiegel; Kriterien wie Energie, Wasser, Chemikalien, Abfall.
Green Globe, TourCert, BioHotels Jeweils mit verschiedenen Schwerpunkten: z. B. lokale Lebensmittel, ökologischer Fußabdruck, fairer Umgang, Umweltbildung etc. Werden oft als besonders empfehlenswert genannt.


Wie erkennt man Greenwashing / Warnzeichen bei Hotels?


Nur weil ein Hotel behauptet, nachhaltig oder umweltfreundlich zu sein, heißt das nicht automatisch, dass alle Versprechen ernst gemeint sind. Hier ein paar typische Warnsignale, und worauf man bei solchen Angeboten skeptisch sein sollte:


Vage Aussagen ohne Belege

  • Phrasen wie „wir bemühen uns“, „grüne Initiative“, „weniger Plastik“, „regional“ ohne Details.
  • Wenn das Hotel nicht sagt wie viel Energie gespart wird, wie der Wasserverbrauch gesenkt wird oder woher das Essen kommt.


Obskure oder unbekannte Siegel ohne Transparenz

  • Siegel, bei denen man nicht klar herausfindet, wer dahintersteckt, wie oft geprüft wird, oder wie streng die Kriterien sind.
  • Wenn kein Link oder kein offizieller Verweis vorhanden ist, wie man die Zertifizierungsstelle, den Auditbericht oder das Siegel selbst verifizieren kann.



Überbetonung kleiner Maßnahmen bei gleichzeitigen großen Umwelteinflüssen

  • Beispiel: Man wirbt damit, dass die Handtücher auf Wunsch nur alle paar Tage gewechselt werden, aber das Hotel hat veraltete (also ineffiziente) Heizungs- bzw. Klimaanlagen, liegt in einer schlecht angebundenen Lage, oder nutzt keine erneuerbaren Energien.


Fehlende Transparenz & keine quantifizierbaren Ziele

  • Seriöse Hotels mit Nachhaltigkeitszertifikat können meist Auskunft geben über: Verbrauchsdaten (Strom, Heizung, Wasser), welche Fortschritte sie machen, welche Verbesserungen geplant sind.
  • Wenn das Hotel keine konkreten Zahlen nennen kann oder sagt, es überwache das nur intern und „ist in Planung“ – das ist häufig ein erstes Warnzeichen.



Massentourismus-Merkmale

  • All-inclusive-Angebote, große Hotelklötze ohne lokale Einbindung, wenig Individualität vor Ort. Solche Angebote haben oft höhere Umweltauswirkungen, auch wenn sie “grün” bemalte Elemente enthalten.



Konkrete Kriterien, auf die man beim Buchen achten sollte


Damit man beim Vergleichen verschiedener Hotels gezielt schauen kann, ob sie wirklich nachhaltig sind, hier eine Checkliste mit Fragen, die man Hotelwebseiten etc. stellen kann / bei denen man recherchieren kann:


  • Standort & Anbindung
    Ist das Hotel gut an öffentliche Verkehrsmittel angebunden? Gibt es Fahrradverleih / -abstellmöglichkeiten? Wie weit ist man zum nächsten Ort, Supermarkt, Sehenswürdigkeiten?

  • Energieversorgung
    Kommen Strom und Wärme (teilweise) aus erneuerbaren Quellen? Wird Solarenergie genutzt? Gibt es Maßnahmen wie LED-Beleuchtung, Bewegungsmelder in Fluren etc.?


  • Wasser & Abfallmanagement
    Gibt es wassersparende Armaturen, Dusche statt Badewanne, Regenwasser-Nutzung, Wiederverwendung von Grauwasser?
    Wie wird der Müll getrennt / recycelt? Werden kleine Plastikflaschen vermieden? Gibt es Nachfüll-Stationen für Shampoo & Duschgel?


  • Speisen & Einkauf
    Wird überwiegend mit lokalen, saisonalen Produkten gearbeitet? Gibt es Bio-Lebensmittel? Wie ist das Verhältnis von pflanzlichen Gerichten? Werden Lieferwege berücksichtigt?
    Werden Fair-Trade / ökologische Reinigungsprodukte verwendet?


  • Soziale Aspekte
    Wie sind die Arbeitsbedingungen für das Personal? Gibt es faire Löhne, Schulung in Nachhaltigkeit, Mitarbeitermotivation, regionale Einbindung (z. B. lokale Handwerker, Zulieferer, kulturelle Projekte)?


  • Bau & Materialien
    Wurden nachhaltige Baumaterialien verwendet? Wie ist die Dämmung, Isolierung? Wie sind Fenster etc. für Energieeffizienz? Gibt es Grünflächen, Begrünung, Naturumgebung?


  • Gästeverhalten & Mitwirkung
    Bietet das Hotel Optionen wie: ungetauschte Handtücher (auf Wunsch), Reinigung nur bei Bedarf, nachhaltigkeitsbezogenes Gäste-Informationsmaterial? Spricht das Hotel Gäste auf Nachhaltigkeit an?


  • Transparenz & Berichterstattung
    Gibt es Nachhaltigkeitsberichte, aktuelle Audits, Veröffentlichungen über Fortschritte? Sind die Daten aktuell (vermeiden, dass ein Bericht z. B. 10 Jahre alt ist)?



Praktische Tipps: Wie du dich schon vor der Buchung schlau machen kannst


  • Lies die Webseite des Hotels gründlich: Viele Hotels haben einen Bereich wie „Nachhaltigkeit“, „Öko-Maßnahmen“, „Corporate Social Responsibility“. Schau, ob dort konkrete Maßnahmen beschrieben sind.


  • Verwende Filter auf Buchungsplattformen, die Nachhaltigkeit als Suchkriterium anbieten.


  • Achte auf Bewertungen: Manchmal erwähnen Gäste spezifisch Dinge wie allergiefreundliche Bettwäsche, schlecht isolierte Zimmer (hoher Energieverbrauch), zu lautes Heizen oder schlechter Umgang mit Wasser.


  • Vergleiche mehrere Hotels – oft hilft es zu sehen, wie andere Hotels in der Region das Thema angehen und was üblich ist.


Fazit



Nachhaltiges Reisen ist kein Ideal, das man morgen perfekt erreichen kann – sondern ein Weg aus vielen Schritten. Jeder davon zählt: die Wahl des Verkehrsmittels, das Verhalten vor Ort, die Bekämpfung von Verschwendung, die Unterstützung von Innovationen und die Bereitschaft, auch vermeintlich unangenehme Kompromisse einzugehen (z. B. weniger Fliegen).

Wenn wir bei unseren Reisen mehr Verantwortung übernehmen und moderne Technologien, Forschung und Innovation unterstützen, dann verändern wir nicht nur, wie wir unterwegs sind – sondern auch die Reisebranche insgesamt. Und wer weiß – vielleicht erleben wir bald schon einen Flug, der fast so sauber ist wie eine Zugfahrt.